Einmal Afrika und zurück – die Reise der Leutesheimer Vereinsfahne
Von Leutesheim bis nach Afrika und zurück, das war der Weg der alten Vereinsfahne des Gesangvereins. Kurz nach der Vereinsgründung wurde 1865 oder 1866 die erste Fahnenweihe gefeiert. Das 50-jährige Jubiläum im Mai 1912 war Anlass eine zweite Fahne in Straßburg zu kaufen. In den vorhandenen Unterlagen ist nachzulesen, dass im Jahre 1945 der Verlust dieser beiden Vereinsfahnen beklagt wurde. Die eine von 1865/1866 wurde von den Besatzungssoldaten zerrissen und das Mittelstück mit Wappen herausgeschnitten. Die Fahne 1912 ist von den Soldaten mitgenommen und verbrannt worden. Dies war der Anlass für den Veriem beim 90-jährigen Jubiläum im Juni 1952 eine neue, in der Vereinsgeschichte die dritte Fahne, zu beschaffen.
27 Jahre nach dem Ende des zweiten Weltkriegs kam dann die große Überraschung. Der Geschäftsmann E. Beck aus Mulhouse/Elsaß bekam während eines Aufenthaltes in Oran/Nordafrika in einem Basar eine Militärfahne für 1.000 französische Franc zum Kauf angeboten.
Das Exemplar war in einem hervorragenden Zustand und Herr Beck erkannte, dass es soch nicht im eine Militärfahne, sondern um eine Sängerfahne handelte.
So konnte er den Kaufpreis auf 300 französische Franc herunterhandeln. Wieder zu Haus in Mulhouse angekommen, musste er zuerst einmal feststellen, wo Leutesheim überhaupt liegt. Ein bei ihm beschäftigter Monteur aus Offenbach gab ihm dann den Tipp. Der Geschäftsmann Beck schrieb zuerst an das Bürgermeisteramt und fragte an, ob ein Verein überhaupt noch existiere. Darauf hin wurden die entsprechenden Verbindungen aufgenommen.
Im November 1972 nahm Vorstand Heinrich Lehr und Schriftführer Hermann Hummel die Fahne in Mulhouse in Empfang. Bezahlen musste der Verein 300 DM. Ein Sachverständiger aus Mulhouse hatte den Wert mit 3.000 DM angegeben. Auf dem Winterfest im Dezember 1972 wurde die alte Vereinsfahne von 1912 offiziell wieder zurückgegeben und wird seither vom Verein besonders in Ehren gehalten.