Vereinsgeschichte

Sängerbund Leutesheim – Die Vereinsgeschichte

Am 27. April 1862 wurde in Leutesheim der Männergesangverein „Sängerbund“ gegründet. Der damalige Lehrer Klons und einige Sangesfreunde hatten in langer Vorarbeit den Weg für den neuen Verein geebnet. Neben Lehrer Klons gelten folgende 7 Leutesheimer als [Der Vorstand des Vereins, 1962.] Gründer des „Sängerbundes“: Georg Reiß, David Hummel (Bäcker), Michael Thorwarth (Erster Vorsitzender), Georg Zier, Friedrich Reiß (Bruder von Georg Reiß), Johann Reiß und Friedrich Karch.
Zunächst war Lehrer Klons Dirigent und auch Vorstand des jungen Vereins. Mit Eifer begannen die jungen Sänger ihre Arbeit und schon im Sommer 1863 folgte in Rheinbischofsheim beim 1. Hanauer Sängerfest der erste öffentliche Auftritt der Leutesheimer Sänger.
1865 oder 1866 konnte die erste Fahnenweihe gefeiert werden. Leider gibt es über die ersten 40 Jahre der Vereinsgeschichte keine schriftliche Aufzeichnungen, sodass man im wesentlichen auf mündliche Überlieferungen, die zum Teil später festgehalten wurden, angewiesen ist.

Ungefähr 1870 wurde Michael Thorwarth (einer der Gründer) zum 1. Vorstand gewählt. Unter seiner Leitung und auch noch unter seinem Nachfolger Mathias Schneider war der Verein, ähnlich einem damaligen Militärverein, sehr straff organisiert.
Einige der strengen Vereinsstatuen aus jener Zeit muten uns heute reichlich kurios an. Kein junger Mann wurde zum Beispiel vor Absolvierung des Militärdienstes in den Verein aufgenommen. Bei dreimaligem unentschuldigten Fehlen wurde der Sänger aus dem Verein ausgeschlossen. Ein aktives Singen über das 50. Lebensjahr hinaus war nicht üblich. Erst nach der jahrhundertwende hat sich diese strenge Ordnung etwas gelockert.
Unter der Leitung der beiden Vereinsvorstände Thorwarth und Schneider und unter dem tüchtigen Dirigenten Hopp, der fast 30 Jahre lang den Verein betreute, erlebte der Verein auf gesanglichem Gebiet jener Zeit vor 1900 seine erste Blüte. Ungefähr 35 aktive Sänger standen in seinen Reihen.
Überliefert aus dieser Zeit besonders die Einweihung der Lokalbahn im Jahre 1892. Voller Spannung wartete das ganze Dorf auf seine Landesherren. Der Gesangverein musste aber bis in die Abendstunden stehen, um dem Großherzog einen Sangesgruß darbieten zu können.
Das letzte große Ereignis in der Vereinsgeschichte vor dem ersten Weltkrieg war das 50-jährige Stiftungsfest mit der zweiten Fahnenweite vom 18. bis 20. Mai 1912. Mit dem großen Erfolg konnten der Vorstand Reiß und der Dirigent Kiechle sehr zufrieden sein.
Zwei Jahre später unterbrach dann der erste Weltkrieg die Vereinsarbeit für fünf Jahre. 4 aktive Sänger kehrten nicht in die Heimat zurück. Erst 1919 begann in Leutesheim die Vereinstätigkeit wieder. Der damalige Vorstand Koffer konnte Hauptlehrer Holzschuh als neuen Dirigenten gewinnen. Bereits ein Jahr später wurde er von Hauptlehrer Bruckner aus Honau abgelöst. 13 junge Sänger verstärkten den Chor auf insgesamt 40 Aktive. Ein neues Klavier wurde gekauft und als Ziel stand das 60-jährige Vereinsjubiläum vor Augen. Am Pfingstmontag 1922 wurde dieses Jubiläum im „Adlergarten“ gefeiert. 1926 wurde erstmals über 50 Sänger gezählt.
Das 70-jährige Stiftungsfest 1932 war unter dem Dirigenten Scholl ein gelungener Erfolg. 7 auswärtige Vereine, alle aus der näheren Umgebung, kamen nach Leutesheim. Das selbstgebaute Karusell und das „verrückte Haus“ sind noch heute von Erzählungen her in Erinnerung.
1938, ein Jahr vor dem Ausbruch des 2. Weltkriegs, ruhte infolge Westwallarbeit der Vereinstätigkeit im Leutesheimer „Sängerbund“ erneut. Der Tod hat in den Kriegsjahren große Lücken in die Reihen der Sänger gerissen. Verloren gingen im Jahr 1945 auch die beiden Vereinsfahnen.
Nach 1945 war zunächst jede Vereinstätigkeit verboten. Vorstand Georg Ross ruhte nicht eher, bis zum 15. Juni 1947 die Wiedergründung des Vereins unter dem alten Namen „Sängerbund“ möglich war.

Der Sommer 1948 brachte beim Sommerfest des Sportvereins wieder das erste öffentliche Auftreten, erstmals auch mit gemischtem Chor. Viele junge Sänger waren dem Verein beigetreten. In den folgenden Jahren ging die Vereinstätigkeit unter dem Dirigenten Britz und den Vorständen Johann Ross und Georg Keck erfolgreich weiter. Zirka 45 bis 50 Sänger und 25 bis 30 Sängerinnen bildeten zusammen einen recht beachtlichen Chor. Das 90-jährige Stiftungsfest mit der 3. Fahnenweihe wurde im Juni 1952 in großem Rahmen gefeiert.

1956 trat Dirigent Britz und ein Jahr später Vorstand Georg  Keck zurück. Ihnen folgten der Dirigent Manfred Schmitt und der neue Vorstand Heinrich Lehr. 1962 war das große Ziel das 100-jährige Vereinsjubiläum. Damals warem 93 aktive Sängerinnen und Sänger im Einsatz.
Im Tätigkeitsbericht zum 100-jährigen ist nachzulesen: „Damit unsere Nachkommen einen Vergleich zum 100-jährigen anstellen können, wollen wir hier einige Zahlen festhalten: getrunken wurden über das Fest 66,5 Hektoliter Bier, 380 Liter Wein, 142 Liter Schnaps und ähnliches. Außerdem noch 3.023 Flaschen alkoholfreie Getränke. Verzehrt wurden wurden zu 6.300 Wecken insgesamt 13 Zentner Wurstwaren. Davon 7,5 Zentner Bratwurst, 3,5 Zentner Wienerle und 2 Zentner Lioner und Fleischwurst.“ Auch an diesen Zahlen ist der ausgezeichnete Besuch des Festes abzulesen.
Bis zum Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre hielt sich die Zahl der Aktiven immer stark zwischen 90 und 100 Sängerinnen und Sängern. Neben den üblichen Vereinsaktivitäten und Beteiligungen an vielen Festen ist das Konzert im August 1968 erwähnungswert, bei der auch Prof. Ed. Dedecker von der königlich flämischen Oper Antwerpen mitgewirkt hat.
In dieser Zeit liegt auch der Ursprung des heutigen „Bureballs“. Früher wurde vom Gesangverein Fasnacht in der Krone und später dann regelmäßig im Löwensaal abgehalten. Nach dem Bau der Schule und Mehrzweckhalle fand erstmals am 6. Februar 1971 gemeinsam mit dem Sportverein ein „Bauernball“ statt. Auch heute noch ist der Bauernball ein traditioneller Fastnachtstermin, der insbesondere bei der jungen Generation Jahr für Jahr gut ankommt.

Anfang der 70er Jahre veränderte sich die Altersstruktur im Chor und es wurden Anstrengungen unternommen und etwas für den Jugendnachwuchs getan. Betrachtet man die Mitgliederbewegung zwischen 1974 und 1977, ist ein erheblicher Zuwachs an neuen Sängerinnen und Sänger festzustellen. Ein Jahr nach dem 115-jährigen Vereinsjubiläum gab 1978 nach über 20-jähriger Tätigkeit Heinrich Lehr sein Amt als ersten Vorsitzenden an Wilfried Baumert weiter. Im gleichen Jahr beendete auch der Dirigent Manfred Schmitt nach zirka 22 Jahren seine musikalische Tätigkeit beim Leutesheimer Chor. Für nur 1 Jahr übernahm dann Franz Fehrenbach die Leitung. Ab 1980 gab Vitus Böhler, damals Musiker beim Symphonie-Orchester des Südwestrundfunks den Einsatz.

Neue Uniformen für den Chor gab es 1982 aus Anlass des 120-jährigen Jubiläums. Jedes Chormitglied hat hierzu freiwillig einen finanziellen Beitrag geleistet, damit die Vereinskasse nicht ganz leer wurde. Vergrößert und ergänzt hat sich der Verein durch die Gründung eines Jugendchores im Jahre 1983. Volker Wielandt konnte als Chorleiter gewonnen werden. Zusammen mit 7 Jugendlichen (Mädchen) begann die Tätigkeit und bereits im April 1984 trat der Jugendchor erstmals öffentlich auf. Bei diesen 7 Mitgliedern ist es nicht geblieben. Die Mitgliederzahl stieg in 3 Jahren um das dreifache. Der Jugendchor war schon damals bei allen Veranstaltungen für die Zuschauer eine echte Bereicherung.

Dem Gesangverein „Sängerbund“ Leutesheim stand ein großes Ereignis bevor: sein 125-jähriges Vereinsjubiläum, welches mit einem „Schliffdi“ in vollen Zügen gefeiert wurde.

Verein Leutesheim
Der Männergesangverein und Gemischter Chor Leutesheim beim 100-jährigen Vereinsbestehen im Jahr 1962.